Gott spricht: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jesaja 43, 1)
Kennen Sie das Märchen „Von einem, der auszog das Fürchten, zu lernen“? Wir hatten als Kinder eine Schallplatte mit dieser Geschichte – „Ach, wenn’s mir nur gruselte …“. Deutschland hat Spaß am Gruseln. Ist ja nicht verboten. Wer’s braucht. Aber was steckt eigentlich dahinter? Das Geschäft mit ein bisschen Angst? Die Läden sind wieder voll davon. Halloween scheint die Herbstlücke zwischen Urlaubsdekoration und Weihnachtsverkauf zu schließen.
Das Fernsehprogramm und das Internet sind nicht nur am 31. Oktober voll mit Horrorfilmen – Bilder die ich nicht sehen möchte, springen mir entgegen. Bilder, die nicht nur Kinder nicht sehen sollten. Dass wir Ende Oktober Reformationsfest feiern, scheint völlig weggerutscht zu sein. Halloween schwappt seit vielen Jahren kräftig über den großen Teich. Hintergrund für diesen Tag ist eine bunte Mischung aus heidnischen und katholischen Bräuchen. Ursprünglich feierten die Kelten am Abend des 31. Oktober ihr Neujahrsfest. Sie brachten an diesem Tag Opfer und wollten damit die bösen Geister derjenigen vertreiben, die im Jahr vorher gestorben waren. Im 9. Jahrhundert fing die Kirche an, statt des Neujahrsfestes am 1. November den Feiertag „Allerheiligen“ zu feiern. An dem Tag sollen also die Heiligen geehrt werden. Aus diesem Vorabend zu Allerheiligen – „All Hallows Evening“ entstand der Name Halloween. Außerdem gibt es in britischen Sagen einen sogenannten Jack O’Lantern. Er soll aus Himmel und Hölle rausgeflogen sein und muss seitdem mit seiner Laterne über die Erde wandern. Genau dieser Jack steht jetzt als geschnitzte Kürbislaterne in der Gegend rum. Es ist also ein Mischmasch aus ganz verschiedenen Hintergründen.
Als irische Siedler nach Amerika auswanderten, nahmen sie natürlich ihre Bräuche und damit auch ihre Halloween-Traditionen mit. Seit Anfang der 1990er Jahre verdrängt Halloween nun zunehmend das Reformationsfest. Was machen wir damit? Was sagen wir unseren Kindern und Enkeln?
Fakt ist: Wir brauchen keine Angst zu haben. Nicht nur, weil das Märchen „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ gut ausgeht und ein Happy End hat. Die Frau des Grusel-Suchenden schafft es mit Kaulquappen im Bett. Und sein Fazit: „Jetzt weiß ich endlich, was gruseln ist“.
Fakt ist: Angst gehört zu unserem Leben dazu. Aber sie soll uns nicht bestimmen, nicht beherrschen, nicht gefangennehmen.
Fakt ist: Jesus ist angetreten gegen die Angst. Mit seinem Sieg über alle dunklen Mächte setzt er um und macht es konkret, was Gott schon dem Propheten Jesaja sagt: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“ Vielleicht braucht es Fantasie, die Dinge anders zu füllen, andere Akzente zu setzen. Seit ein paar Jahren gibt es in England bei Christen die Bestrebung, Halloween umzuformen zu einem christlichen Lichterfest. Das würde auch an die Praxis der christlichen Mission anknüpfen, ganz bewusst heidnische Feste neu zu füllen, wie z. B. Weihnachten (urspr. in Nordeuropa das Sonnenwendfest). Licht gegen Finsternis, Leben gegen den Tod, Vertrauen contra Angst – so lautet das Programm Gottes. Martin Luther hat es klar herausgestellt.
Nicht ohne Grund feiern wir am 31. Oktober immer noch das Reformationsfest. Schlaue Leute haben sich was einfallen lassen: „Süßes oder Saures“ - Wenn die Kinder am 31. Oktober mit dieser Frage von Tür zu Tür ziehen und betteln – wer nichts Süßes gibt, bekommt einen Halloweenstreich gespielt, dann kann man mit dem Lutherbonbon Süßes geben und an unseren Reformator erinnern. Der hat ja immerhin nicht nur den Geschmack der Leute, sondern zum großen Teil die Welt verändert. Aus Angst, einen gnädigen Gott zu bekommen, ist die Gewissheit geworden, einen Gott zu haben, der es gut mit uns meint. Einen Gott, der stärker ist als Tod und Teufel und alles, was uns jetzt noch Angst macht. In Jesus hat er gezeigt, wie ernst es ihm damit ist. Wenn wir auf seiner Seite sind, dann stehen wir auf der Seite des Lichts. Und das darf sich auch in unserm Leben und in unseren Festen widerspiegeln. Wir haben es mit einem Gott zu tun, der bei uns ist, auch wenn um uns herum alles dunkel scheint. Gerade da, wo uns Dinge und Ereignisse oder Menschen Angst machen.
Er steht zu uns, wenn er sagt: "Fürchte dich nicht".
Dass dies zur persönlichen Erfahrung wird, wünscht Ihnen und euch
Ihr/euer Pfarrer Andreas Hermsdorf